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Ausgabe 2/2016

2 / 2016

UNSERE KINDER Ausgabe 2/2016

EDITORIAL

Eindrucksvoll ! Ausdrucksstark !

Was immer wir Menschen künstlerisch, sprachlich, durch unser Sozialverhalten etc. von uns geben, ist ein Resultat dessen, was wir zuvor in uns aufgenommen haben. Jeder Ausdruck, alle Kreativität beruht auf den individuellen Eindrücken und Wahrnehmungen von der Welt, die sich uns vom ersten Moment des Daseins an einprägen. Genau diese sinnlichen Erfahrungen meint der von der altgriechischen Philosophie geprägte Begriff der Ästhetik, der ursprünglich nur wenig mit „schön, ansprechend oder gefällig“ zu tun hatte.

Die Erkenntnis der Wechselwirkung von Eindruck und Ausdruck räumt mit mehreren (pädagogischen) Missverständnissen auf:

  • Erstens: Jedes Kind nimmt die Welt auf seine eigene Weise wahr. Deshalb ist es völlig unmöglich, dass sich Ausdrucksformen gleichen. Schablonen haben keinen Platz, weder beim bildnerischen Arbeiten noch im Denken! Nicht das Produkt zählt, sondern der freie Entstehungsprozess.
  • Zweitens: Der Dreiklang „wahr-schön-gut“ ist nur insofern von Bedeutung, als er auf das Zusammenspiel von Erkennen (Wahrnehmung), persönlicher Ästhetik (Schönheitsempfinden), Ethik (das Gute tun) verweist. Ist auch für Dich wahr-schön-gut, was für mich wahr-schön-gut ist? Bewertung und Beurteilung sind kaum förderlich, Ermutigung und Zutrauen hingegen schon.
  • Und drittens: Die Sinnesorgane des Menschen stehen in ständiger Verbindung mit seinen Ausdrucksmöglichkeiten. Was ich hörte, kann ich aussprechen. Nur was ich mit Augen, Herz und Hirn erblickte, kann durch mich zu einem Abbild werden. Wir haben nichts in die Kinder hineinzubringen, sondern sie beim Aus-leben mit allen Sinnen unterstützen, lautet die Devise.

Wer Ästhetik als Teil der Aufgabe begreift, ein ganzer Mensch zu werden, kann Ästhetische Bildung nicht mehr in einzelnen Tätigkeiten wie Malen oder Zeichnen, Singen oder Tanzen denken. Die „hundert Sprachen“ (Loris Malaguzzi) und Ausdrucksweisen der Kinder verbinden sich und werden zu beeindrucken Lebensspuren.

Diese UNSERE KINDER-Ausgabe zeichnet ein eindrucksvolles Bild von der Ausdrucksfähigkeit der Kinder. Ästhetische Bildung begegnet uns in den Beiträgen der engagierten AutorInnen – ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit – in all dem, was den Menschen als „Kulturwesen“ ausmacht: als Spiel, Sprache, Körperausdruck, Rhythmik und Musik, Bildnerisches Gestalten … Auch die Begegnung mit bzw. Vermittlung von Kunst wird thematisiert, außerdem einige Aspekte der Reggio-Pädagogik.

Dass es in den vielen Krippen, Kindergärten, Schulen und Horten zunehmend gelingt, Kinder auf ihrem Weg zu ganzen Menschen im besten Sinn von schön, wahr und gut zu begleiten, wünscht von Herzen


Martin Kranzl-Greinecker

Martin Kranzl-Greinecker

Redaktionsleiter

martin.kranzl-greinecker[at]caritas-linz.at

Inhaltsverzeichnis

der Ausgabe 2/2016

Unser Thema

Ästhetisches Denken und ästhetische Bildung- Über die Ordnung der Wirklichkeit mit sinnlichen Mitteln
Gerd E. Schäfer 4


In der Vielfalt die eigene Spur finden - Entwicklung einer subjektiven Ästhetik im Kindesalter
Simone Besenböck 8


Auf-gelesen
Texte zum Nachdenken11


Unsere Praxis

Freiräume für Kinder - Ein Gespräch über die Bedingungen für ästhetische Erfahrungen
Sr. Margaret H. Scheurecker12


Lasst uns aus dem Rahmen fallen - So mach sinnliche Kunstvermittlung Sinn
Anna K. Altzinger16


Rhythmik und Ästhetik - Kinder brauchen Musik und Bewegung
Anna Fleischner19


Gemeinschaft bildet sich ab - Malprojekt mit Flüchtlingen
Fachakademie Mühldorf20


Unsere Lebenswelt

Räume zum Staunen - 10 Jahre "Lernen von Reggio"
Monika Seyrl22


"Das Auge schläft bis ..." - Österreichs erste Remida
Julia Cicona24


Menschen im Porträt

Leonora Leitl - Kinderbuchautorin und -illustratorin
Christina Repolust26


Service

Für Sie - Angebot: "Das Beste von Allem"30


Bücher -  ... für Sie ausgewählt 31


Plattform 36


Schlusskreis - Wachsen und Blühen - 70 Jahre Kindergartenreferat Linz
Manfred Scheuer38