Maus, Maus, komm heraus

Rezensiert von Gabi Herland - erschienen im Fachjournal 4/2019

Die massive Gestalt eines bulligen roten Drachens, der von einem zarten Mädchen mit zwei Schnüren gezügelt wird, spannt sich über eine Doppelseite. Wir fokussieren unsere Aufmerksamkeit auf das aufgerissene Maul und die schäumenden Nüstern. Mit ängstlichem Blick suchen wir die beiden Protagonisten auf dem Bild und erkennen erleichtert, dass sich der Junge und die Maus – schwer bewaffnet mit Schwert, Pfeil und Bogen – mit Heldenmut gegen das Untier zur Wehr setzen.

Jede der elf Doppelseiten lässt uns staunen und nach Details suchen; die Lesenden übertreffen einander gegenseitig darin, weitere Einzelheiten aufzuspüren und zu benennen. Die Illustrationen von Helga Bansch sind gewohnt intensiv, spannend und würden ohne Text auskommen. Dies ermöglicht es auch RezipientInnen, die über noch geringe Sprachkenntnisse verfügen, sich ins Bild einzulesen und es mit eigenen Worten zu untermalen.

Textlich geht die Autorin vom bekannten Kindervers aus: „Maus, Maus, komm heraus, sonst kratz ich dir die Augen aus!“ Sie schafft somit Vertrautes, wandelt im Handumdrehen die brutale Fortsetzung dieses Reims in positive Vorlesesituationen und lädt Kinder ab vier Jahren dazu ein, die Zweizeiler mitzusprechen, auswendig zu lernen oder selbst fortzusetzen. Der Kreativität von BetrachterInnen und VermittlerInnen sind keine Grenzen gesetzt.