Mein Papa ist der größte Held der Welt
Rezensiert von Anita Lehner - erschienen im Fachjournal 3/2020
Es gibt eine sensible Phase für die Entwicklung der Geschlechtsidentität im Vorschulalter (manche Mädchen träumen dann davon, später ihren Papa zu heiraten). Vielleicht ist Lynn gerade in dieser Phase, jedenfalls liebt sie die Fahrten auf Papas Rad zum Kindergarten: „Der Wind zerwühlte ihm die Haare, da haben die Bäume gelacht.“ Der Abschiedskuss ist kurz. Papa hetzt weiter: „Ein Flugzeug stand für ihn bereit. Ein Flugzeug nur für ihn. So ist er fortgeflogen. Und in den Himmel schrieb er: Lynn!“
Lynn findet einen Weg, mit Papas Abwesenheit umzugehen. Sie hat ihre eigene Vorstellung davon, womit er sich in der Welt seine Orden verdient. Während sie im Kindergarten ist, der auf der rechten Buchseite immer ein Stück auch in den Bildern präsent bleibt, rettet Papa die Welt vor Gruselmonstern und Biestern. Wenn er mit einem Affenzahn zurückgeflogen kommt, muss er ihr ohnehin mehr erzählen: „Tschüss zusammen! Tschüss Frau Merkelbach! Schön war`s unbestritten. Doch jetzt holt mich mein Papa ab und nachher gibt es Fritten.“
Auch das Titelbild ist eine Liebeserklärung an den Papa, die ganz ohne Herzen auskommt. Bleibt zu hoffen, dass es vielleicht bald einen Nachfolgeband gibt. Meine Tochter meinte einmal anerkennend nach einem Schnuppertag im Kindergarten: „Mama, du bist eine Heldin!“, das gebe ich bei dieser Gelegenheit an alle PädagogInnen weiter – falls der Nachfolgeband auf sich warten lässt.
Mein Papa ist der größte Held der Welt
Bilderbuch
Daan Remmerts de Vries
Illustriert von Marije Tolman
aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2019
28 Seiten, 25 x 34 cm
ISBN 978-3-8369-6004-5
€ 15,50 inkl. 10 % Ust