Der Mythos des verwöhnten Kindes
Rezensiert von Petra Fosen-Schlichtinger - erschienen im Fachjournal 2/2017
Zugespitzt formuliert: Gehorsame Menschen sind eine Gefahr für die Gesellschaft. Und weil das so ist, schadet es nicht, wenn Kinder Anweisungen hinterfragen, ihre Handlungsspielräume ausloten und ihre rebellischen Seiten herauskehren. Auch wenn sie uns manchmal damit reizen. Aber seien wir ehrlich: Von nichts kommt nichts. Und unsere Welt ist dergestalt, dass sie Veränderungen durch nachfolgende Generationen dringend nötig hat. Wenn aus unseren Kleinen mutige, kritikfähige Persönlichkeiten werden sollen, müssen sie sich an uns abarbeiten. Wer so denkt, wird mit diesem Buch Freude haben – wer nicht so denkt, sollte es gerade deshalb zur Hand nehmen.
In acht Kapiteln räumt der Autor mit sogenannten Erziehungslügen auf und macht die Schwachstellen traditionalistischer Erziehung sichtbar. Er legt z. B. dar, was hinter dem Phänomen der Helikoptereltern steckt, setzt sich mit dem Unsinn von Strafen, Noten und Wettbewerb auseinander und findet, dass Selbstdisziplin überschätzt wird. Besonders eindrücklich: Der Hinweis auf Folgen, wenn Erwachsene davon überzeugt sind, sie würden in einer Hierarchie über Kindern stehen. Besonders bemerkenswert: Die Geschichte vom Sport und warum Völkerball nicht nur ein lustiges Spiel ist.
Der Mythos des verwöhnten Kindes
Erziehungslügen unter die Lupe genommen (Fachbuch)
Alfie Kohn
Beltz Verlag, Weinheim 2015
304 Seiten, 14 x 21 cm
ISBN 978-3-407-85757-6
Preis: € 23,60 inkl. 10 % Mwst