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... eine Weltenreise: vom Quadrat zur Geschichte in sieben Teilen

Am Beginn der Adventzeit ranken sich immer einige Rätsel darum, was wir wohl im Nikolaussäckchen entdecken – mittendrin im Rätselfieber, führte ich die Kinder auf die Lösung hin: zum heurigen Buchgeschenk anlässlich des Nikolausfestes.

In den selbst angelegten Übungsheften der Kinder oder mit Legematerial aus der Gruppe übertrugen wir Farbcodes (Muster, Strukturen bzw. Reihenfolgen); wir experimentierten mit dem Lineal, mit Formen sowie Formlosem und übten unser räumliches Sehen bzw. unser logisches Denken mit Spielen wie „Pixbox“ oder „Legolino“. Während sich „Pixbox“ auf die Kombination von Quadraten beschränkt, splittet sich in „Legolino“ ein Quadrat in sieben Teile, die die Kinder in vorgegebene Aussparungen innerhalb einer bunten Abbildung legen. Diese Teilung ist keine willkürliche Wahl des Spieleherstellers, sondern lehnt sich an jene Puzzletradition an, die auch in unserem Buchgeschenk eine Rolle spielt.

Das Buchgeschenk: „Tangramkatze“

… erzählt humorvoll von einem gelangweilten Kind, das ein Puzzle erhält – als es uns dieses vorstellt, sehen BetrachterInnen nur ein blaues Quadrat, aus dem das Kind Seite für Seite eine eigene Geschichte spinnt und dabei eine Beziehung zur titeltragenden Katze aufbaut.

Mit sieben blauen Puzzleteilen erzählen Autorin Maranke Rinck und Illustrator Martijn van der Linden zwei Geschichten – die einer Katze und ganz am Rande jene des chinesischen Legespiels Tangram – eines kreativen Spiels mit den Schnittteilen eines Quadrats. Die eigene Vorstellungskraft entscheidet, was sich aus einem kleinen Quadrat, fünf unterschiedlich großen Dreiecken und einem Parallelogramm gestalten lässt. Im Fall der Tangramkatze sind wir jedoch nicht zur Gänze auf unsere eigene Vorstellungskraft angewiesen, sondern erhalten Hilfe in Wort und Bild. Die blauen Formen im Buch sammeln sich zu Figuren, die Figuren werden benannt und schließlich mit einer vollständigen Illustration konkretisiert – so erlangt die Katze ihr Fellmuster, das Haus seine Schindeln oder Fisch und Krokodil ihre Schuppen. 

Wir legen die gesamte Geschichte nach, bauen auf, verteilen die geometrischen Formen neu und wiederholen die Worte des Kindes – auch ein Abweichen vom vorgegebenen Erzählstrang reizt uns, denn immerhin haben wir aus Spielen wie „Legolino“ einige andere Figuren kennengelernt. So wird für einen der Buchbewohner die Hundehütte gebaut oder die blaue Katze mit der orangen bzw. weißen aus dem Legespiel verglichen. Um das erworbene Wissen mit nach Hause nehmen und die Geschichte auch dort nacherzählen zu können, falten wir gemeinsam ein Quadrat nach Anleitung, schneiden es aus, drehen und wenden die Teilchen zur Probe, werfen alles auf einen Haufen – erweitern das Teilchenspektrum –, versuchen neue Figuren zu finden und sortieren alles wieder auseinander, damit niemand ein unvollständiges Quadrat behält. Während die jüngeren Kinder sich vor allem für das freie Aneinanderfügen interessieren, packt die älteren Kindergartenkinder der Ehrgeiz zur Nachbildung, aber auch der Spaß daran, sich formlos auszutoben – mittendrin passiert ganz viel Sprache: etwa Raumlagebegriffe wie neben, oben – unten oder über –, unter begleiten beiläufig das An-, Um-, Nach- und Weglegen.

Ich beobachte gerade bei den Kindern mit geringen Sprachkenntnissen eine Hingabe zu mathematischen Spielen – durch die im Buch gegebene Bildlich- und Greifbarkeit ergeben sich darüber hinaus lustvolle Rätsel, die gelingende Sprachförderung zur schönen Nebensache werden lassen. Ein originelles Bilderbuch für einfallsreiche Kinderköpfe und ein Sinnbild für jene Bausteine, die wir Kindern oft für den Mut zum eigenen Erzählen mitgeben möchten.           

Arbeitsmaterial unter: www.tangramkatze.de

Tangramkatze

Bilderbuch

Maranke Rinck

Illustriert von Martin van der Linden

Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf

Schaltzeit Verlag, Berlin 2018

56 Seiten, 26 x 26 cm

ISBN 978-3-946972-25-9

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Tina Troll, MA, Elementarpädagogin in Linz und freie Mitarbeiterin im Verlag UNSERE KINDER. Nach ihrer Ausbildung zur Pädagogin und einigen Jahren im Beruf entschied sie sich für die persönliche Weiterbildung in einem Germanistikstudium an der Paris Lodron-Universität in Salzburg.

"Meine Beziehung zum Buch definiert sich durch die berufliche Vorlese- und Vermittlungstätigkeit, durch mein Studium, durch die Auseinandersetzungen mit frühen literarischen Begegnungen im Kindesalter und natürlich durch meine persönlichen Leseerfahrungen." - Tina Troll -