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Elementarpädagogik im Westbalkan

Zu einem besonderen Erlebnis wurde die 7. UNSERE KINDER-Studienreise, die Ende April fast 40 TeilnehmerInnen nach Bosnien-Herzegowina und Kroatien führte.

25 Jahre nach den jugoslawischen Bruderkriegen beschäftigten sich die ReiseteilnehmerInnen aus allen Teilen Österreichs (verstärkt durch drei Kolleginnen aus Deutschland) mit der Lebens- und Erziehungssituation in der instabilen Nachkriegsgesellschaft. Begleitet wurde die Gruppe vom bosnischstämmigen Sozialpädagogen Nedzad Mocevic, der als Referent zu Interkulturalität, Vielfalt und Integration sowohl selbstständig als auch an der FH bzw. Uni Salzburg tätig ist.

Gekennzeichnet war die fünftägige Bildungsreise von kollegialer Gemeinschaft ebenso wie von intensiven Diskussionen und starkem politischem-geschichtlichem-geografischem Interesse. Zugleich bedrückend und beeindruckend war etwa der Aufenthalt in Sarajevo, wo eine Stadtführung (inkl. des während der Belagerungszeit gegrabenen Versorgungstunnels unter dem Flughafen), mehrere Kindergartenbesuche und ausführliche Gespräche mit Pädagogik- StudentInnen der Universität am Programm standen.

Die künftigen ElementarpädagogInnen und ihre Lehrenden (auch der Dekan der Pädag. Fakultät begrüßte die Gäste) gaben bereitwillig Auskunft über das Bildungssystem ihres Landes und interessierten sich heftig für die Ausbildung und Praxis in Österreich.

Besondere Höhepunkte waren in Sarajevo auch die politischen Gespräche mit dem „Hohen Repräsentanten der Internationalen Gemeinschaft“, Dr. Valentin Inzko, sowie mit der österreichischen Botschafterin Dr.in Ulrike Hartmann. Da an diesen Adressen üblicherweise Delegationen aus Politik und Wirtschaft empfangen werden, empfand die UNSERE KINDER-Reisegruppe die beiden Begegnungen als Ausdruck hoher Wertschätzung. Viele TeilnehmerInnen hatten ja in den Jahren des Kriegs, der Belagerung und Massenflucht Kontakte zu KollegInnen, Eltern und Kindern aus Ex-Jugoslawien gehabt. Heute werden Menschen bosnischer Herkunft in Österreich häufig als besonders gut integrierte ImmigrantInnen bezeichnet.

Weitere Gespräche mit KollegInnen sowie Kindergartenbesuche erfolgten in Mostar und Zagreb. Ein Schwerpunkt des Aufenthalts in Mostar war der Dialog mit Verantwortlichen von Caritas und Diakonie, die sich in der zwischen Muslimen und Christen geteilten Stadt trotz widriger Bedingungen um eine lebenswerte Zukunft für die nächste Generation bemühen. Dies ist angesichts der Perspektivenlosigkeit und Auswanderungspläne vieler junger Menschen besonders wichtig.

In Mostar wurden die Kindergärten „Sveti Josip“ (Caritas) und „Suncani Most“ (Diakonie), in Zagreb der multiethnische 25-gruppige Forschungskindergarten „Milan Sachs“ besucht.

 

Statements von Mitreisenden:

"Ich erlebte, wie Menschen mit unterschiedlichen Religionen und Werthaltungen gut miteinander leben können bzw. auch nicht. Mir wurde bewusst, was Kriege anrichten, und dass sie nie eine Lösung sind. Gerade deshalb verspüre ich große Dankbarkeit, nie einen Krieg erlebt zu haben." (Anita)

"Die Reise hat mir drastisch gezeigt, was passiert, wenn Menschen ihre Menschlichkeit ablegen. Dem ist nur eine zutiefst menschliche Pädagogik entgegenzuhalten."