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"Waldweihnacht und Martinszauber" - Feste draussen feiern

Kindergarten Enzenkirchen und Praxiskindergarten der BAfEP Innsbruck

Sie nennen sich „Umweltspürnasen“, gehen jeden Mittwoch in den Wald und feiern alle Feste in der freien Natur. Geburtstage ebenso wie das Martinsfest. Der Praxiskindergarten der Katholischen BAfEP in Innsbruck hat die Waldpädagogik fest in sein Bildungskonzept verankert. So wie der Kindergarten der Gemeinde Enzenkirchen in Oberösterreich. Dort feierten die PädagogInnen mit den Kindern 2018 ein besonderes Weihnachtsfest: ein Fest für Waldtiere.

Ganz aufgeregt sind die Kinder der Musikater-Gruppe des Kindergartens Enzenkirchen, wenn kurz vor Weihnachten die Wäscheklammer auf ihrer Jahreskette immer näher rückt. Auf der Jahreskette sind Perlen aufgefädelt, für jeden Tag eine. Täglich wird eine Perle weitergeschoben, bis man zur Wäscheklammer kommt, die für ein besonderes Ereignis oder Fest steht. Wie für das Weihnachtsfest, das die Kinder jedes Jahr im Wald begehen. Dabei wird nicht das gegenseitige Beschenken zelebriert, sondern vielmehr der Waldtiere gedacht. So bringen die Kinder Gaben für die Bewohner im Wald und wünschen ebendiesen ein frohes Weihnachtsfest.

„Hintergrund dieser Idee ist, dass Kinder heute zu Weihnachten oft von Geschenken überhäuft werden“, erklärt Susanne Schlöglmann, Kindergartenleiterin und gruppenführende Pädagogin, „mit der Waldweihnacht wollen wir stärker auf die ursprüngliche Bedeutung von Weihnachten eingehen und anderen Gutes tun.“ Und warum sollen das nicht auch mal Tiere sein?

DER WUNDERSCHÖNE TANNENBAUM

Schon seit vielen Jahren hält der Kindergarten diese Tradition hoch. Denn Pädagoginnen und Kinder sind sich einig: Auch Hase, Hirsch und Spatz sollen ein schönes Weihnachtsfest bekommen. Und so machte sich die Gruppe auch letztes Jahr wieder auf den Weg in den Wald, mit Stroh, Karotten und Nüssen im Gepäck. Auf einer kleinen Lichtung suchten sie sich eine passende Tanne aus und haben diese mit Meisenknödeln und Bienenwachskerzen reich geschmückt. Jedes Kind hatte seinen eigenen kleinen Auftritt, als es beim Lied vom wunderschönen Tannenbaum einzeln vortrat und die von Zuhause mitgebrachten Gaben unter der Tanne platzierte. Rassel und Glöckchen durften beim gemeinsamen Musizieren natürlich nicht fehlen, wie es bei einer Weihnachtsfeier halt der Brauch ist.

Und kaum war die Weihnachtsgeschichte verklungen, versteckten sich die ersten Kinder schon im Gebüsch und lauerten gespannt auf die Tiere … Ob ihre Gaben angenommen worden sind oder nicht, auf diese Frage bekamen die Kinder allerdings nicht gleich eine Antwort. Erst im Jänner kehrten sie zu „ihrer“ Tanne zurück, um die leeren Meisenknödel einzusammeln. Schön zu sehen, wenn’s gemundet hat!

DRAUSSEN SEIN BEI JEDEM WETTER

Mit Festen dieser Art hat auch der Praxiskindergarten der Katholischen Bildungsanstalt für Elementarpädagogik in Innsbruck reichlich Erfahrung. Denn die Gruppe „Umweltspürnasen“ sind echte Naturmädels und –burschen. Die rund zwanzig Kinder feiern alle Feste im Jahreskreis und Geburtstage im Wald. Dazu steigen sie in den Stadtbus und fahren einfach raus. Je nach Jahreszeit und Wetterlage entscheiden die Pädagoginnen gemeinsam mit den Kindern, welches der fünf Waldgebiete sie aufsuchen wollen. Doch raus geht es auf jeden Fall: jeden Mittwoch und zu allen Festen. Das Wetter spielt dabei nur eine Nebenrolle. So wird das auch an Elternabenden und in persönlichen Gesprächen kommuniziert. Dass schlechtes Wetter die Gruppe von ihrem Waldaufenthalt abhalten sollte, versteht Mag. Renate Kaplenig nicht. „Die Kinder freuen sich voll, wenn es regnet. Mit der richtigen Bekleidung ist das auch kein Problem. Dann spannen wir einfach eine Plane zwischen den Bäumen, um im Trockenen jausnen zu können“, so die Kindergarten- und Waldpädagogin, die die „Umweltspürnasen“ in den Wald begleitet.

Auch Geburtstage werden im Wald gefeiert. Dabei haben sich schon Rituale entwickelt. So darf sich das Geburtstagskind auf die Erde legen, während die anderen Kinder dessen Silhouette mit Naturmaterialien nachzeichnen. Im Winter, wenn Steine und Stöcke unter der Schneehaube verschwunden sind, kommt bei diesem Ritual Lebensmittelfarbe zum Einsatz. So entstehen wundervolle Geburtstags-Schneeengerl.

INNEHALTEN MIT DEN ELTERN

Auch für die alljährliche Martinsfeier lassen sich die Pädagoginnen der Umweltspürnasen Renate Kaplenig, Brigitte Böhnisch und Beate Trojer immer etwas Besonderes einfallen. Im letzten Jahr schmückten die Kinder eine Baumallee auf einer malerischen Anhöhe vor der Innsbrucker Nordkette. Viele Kerzen boten bei einbrechender Dämmerung ein stimmungsvolles Ambiente. Das obligatorische Theaterstück über den Heiligen Martin wurde um weitere Programmpunkte ergänzt. „Die Kinder waren eingeladen, mit ihren Eltern im Wald auf Entdeckungstour zu gehen“, erzählt Kaplenig, „mit Taschenlampen ausgestattet folgten sie einem Pfad mit Stationen. An Bäumen haben wir Schilder angebracht mit Anleitungen, einen besonderen Moment miteinander zu teilen. Ganz im Sinne des Heiligen Martins.“ „Schaut in den Himmel und genießt den Moment miteinander“ war eine von diesen Inspirationsquellen, die sowohl Kindern als auch Eltern sicher in Erinnerung bleiben werden.

 Etwas miteinander zu teilen, und zwar einen Herzenswunsch, war auch das Ziel der Lichterschnecke. In deren Mitte wurden Steine gesammelt, auf die Eltern mit ihren Kindern ihre persönlichen Wünsche schreiben konnten. Ein eindrucksvolles Ende fand die Veranstaltung mit dem gemeinsamen Suppenessen. Zubereitet über offenem Feuer, ist dies das jährliche Highlight des Martinsfestes. „Im Freien eine warme Mahlzeit zu essen, ist für die Kinder schon ein tolles Erlebnis. Darauf freuen sie sich jedes Jahr aufs Neue – und auf die Kekse danach“, schmunzelt Renate Kaplenig.

Text: Susanne Sonnleitner, Fotos: Gemeindekindergarten Enzenkirchen Praxiskindergarten der Kath. BAfEP Innsbruck