Zum Hauptinhalt springen

"Wurzelkinder"

Praxiskindergarten "Don Bosco" der BAfEP Vöcklabruck

Es begann mit Buddeln in der Erde und endete mit einer Verkaufsaktion. Das Wurzelprojekt des Don Bosco-Kindergartens der BAfEP Vöcklabruck zog weite Kreise. Initiator war niemand geringerer als der fünfjährige Naod, der die knorrigen Dinger unter der Erde für sich entdeckte. Er war es auch, der eine Ausstellung im Turnsaal anstoß – und nach und nach einen Schwarm weiterer wurzelbegeisterter Kinder mit sich zog. Pädagogin Stefanie Schobesberger hat uns erzählt, wie es dazu kam.

UNSERE KINDER: Frau Schobesberger, das Wurzelprojekt in Ihrem Kindergarten hat sich zufällig entwickelt. Welche Rolle spielte dabei der Junge Naod?

Stefanie Schobesberger: Eigentlich wollten die SchülerInnen der ersten Klasse mit den Kindern unsere Blumen- und Kräuterbeete neu bepflanzen. Beim Graben in der Erde kamen Wurzeln zum Vorschein, wovon sich besonders ein Junge, Naod, begeistert zeigte. Zunächst hatte er sie in Gläsern gesammelt und neben dem Beet aufgestellt.

Wie ging es weiter?

Bald kam Naod auf die Idee, im Turnsaal eine Wurzelausstellung zu machen. Mit Begeisterung beschriftete er die unterschiedlichen Gläser und gab den Wurzeln (Fantasie)Namen. Der Bub führte auch durch die Ausstellung. Er hat seinen Plan verfolgt – wenn auch vorerst noch allein.

Wie haben Sie die anderen Kinder mit ins Boot geholt?

Das ergab sich nach und nach. Wir haben beschlossen, mit der Ausstellung in die Gartenhütte zu übersiedeln, weil sie auf Dauer den Turnbetrieb einschränkte. Da haben viele Kinder mitgeholfen und die Gläser transportiert. Doch das Projekt entwickelte sich stetig weiter. Ein Dreiradler wurde in ein „Wurzelmobil“ umfunktioniert. Die Kinder fuhren damit aus, um nach weiteren Wurzeln zu graben. Und sie machten Werbung für die Wurzelausstellung. Sie gestalteten „Flyer“ mit Infos und Öffnungszeiten zur Ausstellung, die sie im Garten verteilten.

Sie haben sich mit der Ausstellung aber auch an die Familien der Kinder gewandt und die Wurzeln schließlich zum Verkauf angeboten.

Irgendwann haben wir uns die Frage gestellt, was wir mit den vielen Wurzeln machen sollten. Die Idee hinter der Verkaufsaktion war, dass die die erworbenen Wurzeln zuhause ja wieder eingepflanzt werden könnten. In einer „Kinderkonferenz“ haben wir darüber abgestimmt, was mit dem Geld passieren sollte. Die Entscheidung fiel auf die Anschaffung eines Wurzelbuchs.

Was faszinierte denn die Kinder an den Wurzeln?

Ich denke, es ist das Verborgene, Geheimnisvolle, das Wurzeln an sich haben. Etwas, das die Kinder nicht sehen können, kommt durch das Ausgraben zum Vorschein. Manche Wurzeln, etwa die eines Baums, waren so lange, dass die Kinder ihr Ende gar nicht finden konnten.

Und was faszinierte Sie an dem Projekt?

Die hohe Eigeninitiative und Selbstbestimmung der Kinder. Jeder, der wollte, hat sich mit dem, was er kann, daran beteiligt. Wer schon schreiben konnte, kümmerte sich um die Werbung, andere bauten eine Rampe für das Wurzelmobil usw. Die Interessensgruppe bestand meist aus zehn Kindern, Naod war von Anfang an dabei.

 

 

Interview: Susanne Sonnleitner, Fotos: BAfEP Vöcklabruck