Ausgabe 1/2016
EDITORIAL
Wenn Sprache ins Spiel kommt ...
Jeder Schul- und Berufserfolg ist eng mit sprachlichen Fähigkeiten verbunden. Die Förderung der Sprache in der frühen Kindheit ist deshalb seit ca. 15 Jahren (Stichwort: PISA-Studie) bildungspolitisch – aber keineswegs nur im Zusammenhang mit Migration – stets aktuell.
Anfangs war man der festen Überzeugung, dass spezifische Sprachförderprogramme effektiv seien, doch die große Euphorie bekam Gegenwind. Denn mittlerweile ist belegt, dass sich die Sprachkompetenz im Schulalter bei den mittels Pogrammen geförderten Kinder und jenen, die im Kindergarten nur unspezifische sprachliche Förderung erhielten, kaum unterscheidet. Mehrere Langzeitstudien (z. B. Roos/Polotzek/Schöler, 2010) lösten ein Umdenken aus und heute achtet die Forschung verstärkt auf das sprachliche Bildungspotenzial im Alltag von Kindergarten und Schule. Junge Kinder erwerben bekanntlich Sprache ganz nebenbei beim Arbeiten und Spielen – alleine oder bevorzugt mit anderen Kindern bzw. in der Nähe erwachsener Bezugspersonen, in denen sie sich spiegeln, die ihnen geduldig zuhören und die in Sprache kleiden, was sie interessiert.
Die Entwicklung von Sprache ist eng verbunden mit Wahrnehmungs- und Bewegungsprozessen. Lange bevor ein Kind sich sprachlich mitteilt, erkundet es körperlich-sinnlich sich selbst und seine Umgebung. Nach und nach werden die Handlungen verinnerlicht und ein Wissen über die gegenständliche Welt baut sich auf. Diese Fülle an inneren Bildern und Sinneseindrücken bildet die Basis für sprachliche Begriffe und abstraktes Denken. Vom Spüren und Fühlen bis zum Denken braucht es aber das Bindeglied der Interaktion und Kommunikation mit Erwachsenen bzw. mit anderen Kindern, die sprachliche Begriffe in Dialoge einbringen. Isoliertem Sprachtraining fehlt zumeist das sinnstiftende Spüren und Fühlen, und es besteht die Gefahr, dass nur Worthülsen vermittelt werden. Daher favorisiert eine alltagsintegrierte Sprachförderung raumgreifendes, bewegtes Spiel: Malen, Kneten, Bau- und Rollenspiele ebenso wie „echte Tätigkeiten“ (Kochen, Handwerken, Reparieren, Gärtnern …). Solche Situationen sind zugleich optimale Gesprächsanlässe darüber, was Kinder bewegt, wie sie etwas geschafft haben, wie etwas auch noch anders sein könnte, was sie ärgert oder was sie erstaunt.
Viele anregende Gedanken aus dieser UNSERE KINDER-Ausgabe sowie viel Sprachfreude im Alltag wünscht Ihnen
Anna Kapfer-Weixlbaumer
Inhaltsverzeichnis
der Ausgabe 1/2016
Unser Thema
Sprach- und Denkförderung in Kindergärten - Täglich neue Chancen
4
Zauberformeln - Fragen, die den Dialog anregen
8
"Literacy" im Vorschulalter - Bedeutung und Möglichkeiten in Familie und Kindergarten
9
Wir schreiben ein Bilderbuch - Projekt in einem NÖ. Kindergarten
11
Unsere Praxis
"Bewegte Sprache" im Rollenspiel - Wie Symbol- und Rollenspiel die Sprach- und Denkkompetenz fördern
12
SprachHandWerk - Fingerspiele, Klatschverse & Co
16
Die Kunst, gute Gespräche zu führen- Praxisbausteine zum Philosophieren mit Kindern
17
Frühe Sprachförderung und Interkulturelle Pädagogik- Ein Projekt in Tiroler Kindergären
20
Mein Sprachverhalten unter der Lupe- Checkliste
23
Unsere Lebenswelt
Das Kinderbuchhaus im Schneiderhäusl- Bilderbuchkunst für Kinder und Erwachsene
24
Menschen im Porträt
Antje Damm- Deutsche Kinderbuchautorin und illustratorin
26
Service
Für Sie - Material zur Sprachförderung30
Bücher ... für Sie ausgewählt 31
Information/PR 36
Plattform 38