Ausgabe 2/2017
EDITORIAL
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum!
Dieser weise Satz des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche sei der aktuellen UNSERE KINDER-Ausgabe vorangestellt. Die überwiegend aus der musikalischen Praxis kommenden Autorinnen beschäftigen sich darin mit einem sehr wichtigen, nahezu selbstverständlichen und gerade deshalb oft von Vernachlässigung bedrohten Bildungsbereich der Elementarpädagogik: Musik und Rhythmik, Singen und Tanzen. Lassen Sie, liebe LeserInnen, sich durch die Artikel anregen – sowohl in Ihrem eigenen Leben als auch in Ihrem erzieherischen Tun – dem musikalischen Ausdruck stets eine starke Stimme zu geben. Vor allem die Sprache des Herzens, das Singen, ist wichtig.
Musik ist eine Universalsprache, die Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Weltanschauung und Lebensart verbindet. Gerade in Krippe, Krabbelstuben, Kindergärten und Horten, wo so viele unterschiedliche Traditionen und Kulturen aufeinandertreffen, ist das gemeinsame Singen, Tanzen und Musizieren für ein harmonisches Miteinander unverzichtbar. Gleichzeitig hinterlässt all dies auch im Bereich der Herzensbildung, des menschlichen Taktgefühls und sozialen Miteinanders sowie der Sprachförderung deutliche Spuren.
Die positive Kraft der Musik muss nicht neu entdeckt werden, denn seit es Menschen gibt, produzieren sie Töne, Melodien und Rhythmen. Was aber erst in den letzten Jahrzehnten sichtbar wurde, ist die gesellschaftliche Dimension. Als etwa vor über 40 Jahren in Venezuela das Projekt „Sistema“ begann, ging es vor allem darum, Kinder und Jugendliche in den Armenvierteln durch musikalische Bildung von Gewalt und Drogen wegzubringen. Sistema ist bis heute erfolgreich und öffnet ungeahnte Bildungstüren. In Österreich läuft übrigens mit „Superar“ an 16 Standorten ein Projekt ganz in diesem Sinne. 2009 vom Wiener Konzerthaus, den Sängerknaben und der Caritas gegründet, erhält jedes interessierte Kind bei Superar kostenfreie, musikalische Förderung in den Fächern Chor oder Orchester. Durch Musik soll jede/r Einzelne gestärkt und gleichzeitig das gemeinsame Schaffen erlebbar werden.
Vor allem die Freude und Begeisterung der Kinder am Singen und Tanzen, ihre Lust am musikalischen Spiel, zählt. „Musikalischer Spitzensport“ hingegen ist nicht Aufgabe der Elementarpädagogik! Gerade im Lande Österreich, das sich als Musiknation zwischen Mozart und Falco, zwischen Neujahrskonzert und „Große Chance“, versteht und präsentiert, geht es um Erhalt und Förderung der kulturellen Basis. Und dazu zählt eben auch die musikalische Betätigung von Kindesbeinen an und die Weitergabe von Liedern und Tänzen!
„Der Frühling kehrt wieder, es klingen die Lieder …“, kennen Sie dieses Volkslied? Es ist nur ein Besipiel für so viele Traditionals, deren Verschwinden ewig schade wäre. In diesem Sinn will Sie dieses Fachjournal ermutigen, musikalischen Ausdrucksformen viel Platz in Ihrem pädagogischen Tun zu geben. Wer singt, ist nie allein!
Ihr Martin Kranzl-Greinecker
PS: Das nächste UNSERE KINDER-Heft erscheint im Juni und stellt unter anderem die Frage: Was brauchen neue KollegInnen?
Inhaltsverzeichnis
der Ausgabe 2/2017
Unser Thema
Was Kinderlieder alles können - Annäherungen aus der Rhythmik
4
Singen mit Kindern - Wunderwerk menschliche Stimme
8
Der Musik BeTONung geben - Musik in der BAfEP-Ausbildung
12
Ein Leben voller Klänge - Wie ich die Begeisterung für das Singen entdeckte
13
Wie lehren wir das nicht Lehrbare? Räume für ästhetische Bildungserfahrungen öffnen
14
Unsere Praxis
Singen im Kindergarten - Ermutigende Erfahrungen
16
So fließt die Musik durch unseren pädagogischen Alltag - Ganzheitliches Konzept eines Wiener Montessori-Musik-Kindergartens
21
"Lernschatzgeschichten"
24
Gehört & Gesehen - Buch und Medientipps
25
Kinder führen Regie - Der "Karneval der Tiere"
26
Unsere Lebenswelt
Das Orff´sche-Schulwerk - Ein Klassiker der modernen Musikpädagogik
28
Menschen im Porträt
Mai Cocopelli - Kinderliedermacherin
32