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Ausgabe 3/2015

3 / 2015

UNSERE KINDER Ausgabe 3/2015

EDITORIAL

Achtsamkeit als Lebenshaltung

Kinder entdecken die Welt. Angespornt von ihrer Neugier. Aufmerksam begleitet von uns.
(Aus dem Schweizer „Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung“, erarbeitet vom Marie-Meierhofer-Institut für das Kind in Zürich)

Die aktuelle Forschung sieht Kinder als KonstrukteurInnen ihrer eigenen Bildung. Und dennoch sind sie auf feinfühlende und achtsame Begleitung durch Erwachsene angewiesen. Achtsamkeit, das meint vor allem die Präsenz im gegenwärtigen Moment, um Gedanken, Stimmungen und eigene wie fremde Gefühle wahrzunehmen, ohne vorschnell zu werten. Wache Wahrnehmung (auch „schwebende Aufmerksamkeit“ genannt) ermöglicht es, ein Kind interessiert zu beobachten, sich einzufühlen und gleichzeitig die übrigen Kinder im Raum umsichtig im Blick zu haben.

Im Zustand dieser schwebenden Aufmerksamkeit findet das gestresste Nachdenken über alles Mögliche ein Ende und es entsteht jene wohltuende Präsenz, die offen und empfänglich für das Hier-und-Jetzt ist. Gerade in spannungsreichen Situationen des Alltags, wenn Kinder in Streit geraten und gleichzeitig an verschiedenen Orten Hilfe gebraucht wird, macht diese Haltung das Handeln gelassener und lässt den Überblick bewahren. Sind PädagogInnen gelassen, sind es auch die Kinder – dank der Spiegelneuronen, die die Stimmung des Gegenübers registrieren und übernehmen. Wer sich bewusst ist, dass die eigene Gestimmtheit darüber entscheidet wie wir wahrnehmen, kommunizieren und handeln (wütend-verärgert oder abwartendeinfühlsam), wird achtsamer mit sich selbst umgehen.

Die gesamte vorliegende UNSERE KINDERAusgabe ist durchdrungen von der inneren Haltung der Achtsamkeit. Diese ist, so formuliert es das Leitbild der Kindergartendirektion Vinschgau in Südtirol, „der Schlüssel für Begegnung und öffnet das Tor zu Entwicklung, Bildung und Lernen.“ Die Beiträge machen deutlich, dass Achtsamkeit als Lebenshaltung zwar ihren Ursprung in der buddhistischen Meditationstradition hat, aber letztlich über-religiös ist und längst in der westlichen Forschungs- und Bildungstradition angekommen ist.

Wir wissen nicht, was auf unsere Kinder zukommt, aber sie haben „das Recht auf den heutigen Tag“, wie es der polnische Reformpädagoge Janusz Korczak (1878-1942) auf den Punkt brachte. Kinder leben noch vollkommen im Hier-und-Jetzt. Genau da können wir Verantwortung übernehmen, präsent sein und auf ihre Signale und (Lern-)Bedürfnisse angemessen antworten! Es gilt, den heutigen Tag mit allen Sinnen wahrzunehmen, die „magischen Momente“ (Sibylle Haas) mit Kindern einzufangen und – etwa in der Portfolioarbeit – ihre Anstrengungen zu würdigen.

Wenn wir in diesem Sinn achtsam mit Kindern leben, können wir ihnen die Zukunft gelassen zutrauen.


Anna Kapfer-Weixelbaumer

Anna Kapfer-Weixelbaumer

Fachredaktion

anna.kapfer-weixelbaumer[at]caritas-linz.at

Inhaltsverzeichnis

der Ausgabe 3/2015

Unser Thema

Kinder feinfühlig im Alltag begleiten ... ... ist mehr als nur auf sie einzugehen
Gerhild Damm 4


Qualitätsentwicklung: Mehr Lust als Frust - Feinfühligkeit als Schlüssel für qualitätsvolle Bildungsarbeit
Roswitha Hofer 9


Lebe die Achtsamkeit! Das buddhistische Konzept als hilfreiches Instrument
Karin Anna Ertl 12


Unsere Praxis

Chancen der achtsamen Begegnung - Portfolio im Kindergarten - der Einzigartigkeit unserer Kinder Be-Achtung schenken
Eva Stundner 14


Wenn´s unter Kindern kracht und blitzt ... Feinfühligkeit trägt zu einer positiven Konfliktbearbeitung bei
Birgit Peter 18


Yoga für starke Kinder
Christa Brauchart 21


Unsere Lebenswelt

Kinder und Natur im Einklang - Auch Tiere und Pflanzen benötigen Achtsamkeit
Interview mit Thomas Ochsenhofer22


Menschen im Porträt

Michael Neugebauer - Bilderbuchverleger für Kinder und Erwachsene
Christine Repolust 24


Service

Für Sie - Gruezi wohl miteinander´ LeserInnen-Reise Schweiz 2015 28


Bücher ... für Sie ausgewählt 29


Plattform 34