Ausgabe 3/2018
EDITORIAL
Kindern Raum und Räume geben!
Pädagogik beginnt damit, dass wir darüber nachdenken, wie wir die Räume gestalten, in denen wir pädagogisch tätig sind. Denn Raumgestaltung ist sichtbar gewordene Pädagogik – fachlich fundiert, pädagogisch durchdacht und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.“ So bringt es Margit Franz in ihrem jüngsten Werk „Kita-Räume gestalten“(240 Fotoimpulse, Don Bosco Medien, München 2017) auf den Punkt.
Kinder verbringen viele Stunden im beziehungsorientierten Rahmen von Krippen, Kindergärten und Horten. Zweifellos sammeln sie hier wichtige gesellschaftliche Erfahrungen. Umso mehr Verantwortung kommt jenen Erwachsenen zu, die diese Orte gestalten. Es ist ihre Aufgabe, fachlich fundierte Raumkonzepte zu entwickeln.
Eine anregungsreiche Gestaltung der Innensowie Außenbereiche ist eng verknüpft mit den Bedürfnissen der Kinder und sollte – wie diese selbst bzw. wie jede Gruppe – stets in Entwicklung sein. Die Gleichförmigkeit von Räumen, häufig einhergehend mit Platzknappheit, schränkt die Erfahrungsmöglichkeiten von Kindern unnötig ein. In meiner Zeit als Pädagogin hatten wir die Vereinbarung, unsere Raumgestaltung immer dann zu überdenken, wenn wir Kinder vermehrt einschränken mussten (Leiser! Langsamer! Vorsichtiger! …) Wir deuteten dies so, dass Kinder ihre forschend-bewegten Entwicklungsinteressen nicht ausreichend ausleben können. So entstand im Lauf der Zeit in jedem Raum eine übersichtliche Grundstruktur mit zwei bis drei Raumbereichen, die den Kindern viel Freiraum für ihre Spielideen bot.
Maria Montessori formulierte bereits vor 100 Jahren, dass Kinder Räume und Umgebungen benötigen, die es erlauben, sich zu offenbaren. Wie also können wir Kinder dabei unterstützen, ihre Potenziale und Kompetenzen in den Einrichtungen ausgiebig ins Spiel zu bringen? Wie sind Räume offener und vieldeutiger zu denken? Eine Antwort darauf bietet die Idee, Institutionen als „offene Werkstätten“ zum Experimentieren, Forschen, Erproben und Lernen gemeinsam mit den Kindern zu gestalten. Dort gibt es viel Freiraum für individuelle Bedürfnisse, Improvisation und spannende Projekte. Wo nicht alles von Erwachsenen mit pädagogischer Absicht geplant, ja durchgestylt ist und es auch noch Leerräume gibt, dort fühlen Kinder sich wohl. Hier können sie Räumen und Gegenständen ständig wechselnde Bedeutungen geben.
Die AutorInnen dieser Ausgabe gehen der Frage nach, was elementarpädagogische Einrichtungen zu spannenden und lebendigen Orten macht und welche Rolle dabei der Raum spielt. In den vergangenen zwanzig Jahren hat die Sensibilität bezüglich einer kindorientierten Raumgestaltung spürbar zugenommen. Nicht zuletzt hat dazu die Überzegung beigetragen, dass Kinder „aktiv Lernende sind und ihre Entwicklung weitgehend selbst gestalten.Gerade aus dieser Überlegung heraus sollten wir die Raumgestaltung unserer Einrichtungen in Verbindung mit der kindlichen Weltaneignung reflektieren. Wir hoffen, dass dieses Fachjournal Ihnen Lust macht, mit Räumen aller Art zu experimentieren – vom Weltraum bis zur offenen Werkstatt!
Inhaltsverzeichnis
der Ausgabe 3/2018
Unser Thema
Das Konzept der Offenen Werkstatt - Raum schaffen für die 100 Sprachen der Kinder
4
Augen auf bei der Raumgestaltung! - Ein Blick durch die Genderbrille
10
Unsere Praxis
Lebensräume Raumgestaltungskonzepte, die sich an den Bedürfnissen der Kinder orientieren
12
Ein Tisch - viele Ideen 17
Die Spürnasenecke Mit Kindern forschend die Welt entdecken
18
Wir bauen eine Sonnenuhr 19
Unsere Lebenswelt
Wunder.Welt.Raum. Wie man Kinder für die Weiten des Universums begeistern kann
20
Spielen, um zu begreifen Erfahrungen mit wertlosem Material und Alltagsgegenständen in der Ausbildung
22
Praxis Spotlight
Die neue Mitmach-Aktion zum Thema Draußen sein
25
Menschen im Porträt
Monika Seifert (1932 - 2002)- Mutter der antiautoritären Kinderläden
26
Service
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