Ausgabe 5/2023
Traut euch, unterwegs zu sein!
Breite Straßen und schmale Gehwege, gepflegte Gärten und „Rasen nicht betreten“- Schilder in Parks, verbaute Grundstücke und fehlende Naturbelassenheit. Nach und nach hat die Gesellschaft die Welt verändert und an ihre scheinbaren „Bedürfnisse“ angepasst: Verkehr, Konsum und Dienstleistungen. So wurden Kinder immer mehr aus den räumlichen Lebensbereichen der Erwachsenen gedrängt. Es entstanden gesellschaftlich organisierte Spezialräume für Kinder, wie Kindergärten, Spielplätze oder Sportanlagen. Damit einher gingen auch die Begriffe Verhäuslichung, Verinselung und Institutionalisierung.
Aber: Krippe und Kindergarten sind kein Ghetto und keine Insel. Kinder, Team und Träger – alle Beteiligten sind mit der Umgebung eng verwoben. Alle sind Teil einer Kommune. Nicht nur deshalb ist es wichtig, die pädagogische Arbeit an der Lebenswirklichkeit von Kindern und deren Familien auszurichten. Das kann auf vielen Wegen passieren. Einige davon sind in diesem Heft in Form von gelungenen Projekten und beispielhaften Berichten festgehalten.
Krippen, Kindergärten und Horte als Teile eines großen Ganzen zu sehen, darum geht es. Denn im öffentlichen Raum, der die Einrichtungen umgibt, befinden sich sehr viele kleine Sozialräume. Damit sind jene Orte gemeint, an denen Menschen auf verschiedene Art und Weise miteinander leben. Man versteht darunter keine geografisch oder physisch definierten Räume, sondern Orte, die für unser Leben wichtig sind. So können zum Beispiel ein Sportplatz, der Kindergarten oder ein Probenraum wichtiger sein als der eigene Wohnraum, falls dort keine sozialen Kontakte bestehen.
Wenn wir uns auf den öffentlichen Raum einlassen und ihn bespielen, bekommt er für uns auch Lern- und Handlungsrelevanz. Indem wir entdecken, untersuchen, beobachten und reflektieren, können wir Strukturen verstehen, Lösungen finden und uns neues Wissen aneignen. Unsere Lebenswelt wird verstehbarer. Weil öffentliche Räume die Gesellschaft abbilden, ist das Entdecken des Sozialraums nicht nur für pädagogische Fachkräfte und Kinder bedeutsam, sondern für alle. Kinder, die in Gruppen unterwegs sind, sind sichtbar und zeigen nachhaltig: „Wir sind Teil dieser Öffentlichkeit. Wir bringen uns gerne ein. Ganz selbstverständlich wollen wir dazugehören und unseren Platz haben!“
Eva Berger
Fachredaktion
Inhaltsverzeichnis
der Ausgabe 5/2023
Unser Thema
Die Wiederentdeckung des Staunens - Warum es sinnvoll ist, ziellos durch die Gegend zu streifen
4
Kinder entdecken ihre Stadt - Kulturelle Bildung von Anfang an
8
Praxissplitter - Museum im Kindergarten
11
Unsere Praxis
Über den Tellerrand blicken - Vielfalt und Potenzial der Sozialraumorientierung
12
PÄDAGOGIK-WISSEN - Historische Beispiele sozialräumlicher Orientierung
14
Herausforerungen in einer digital werdenden Welt -
17
Der Early Excellence-Ansatz im pädagogischen Alltag - Einblicke in den Kinder- und Familientreff Bifang in Rankweil (Vbg.)
18
Rein ins "echte" Leben! - Eine Krabbelgruppe zu Gast im Kaffeehaus
20
Unsere Lebenswelt
Sozialarbeit im Kindergarten - Präventives Angebot in Linz
22
Unser Porträt
Lisa Kneidinger und Anna Kapfer-Weixlbaumer - im Interview
24
Service
Bücher ... für Sie ausgewählt 28
Plattform 32