Ausgabe 5/2018
EDITORIAL
Gelingende Zusammenarbeit braucht Zeit und guten Willen
Familien spielen eine zentrale Rolle für den Bildungserfolg und die zukünftigen Lebenschancen von Kindern. In einer sich rasch wandelnden Gesellschaft wird es für Eltern immer schwieriger, den Alltag mit Kindern allein zu stemmen und tragfähige Orientierungen zu bieten. Kindergärten, Krippen und Horte sind daher für viele Familien wichtige Institutionen für die Bewältigung des Berufs- und Familienalltags. Im Idealfall übernehmen Eltern und Pädagoginnen die Verantwortung für die bestmögliche Förderung des Kindes und anerkennen die Kompetenzen der jeweils Anderen.
Es sollte uns klar sein, dass es „die Eltern“ nicht gibt. In den Einrichtungen haben wir es mit Müttern und Väter zu tun, die unterschiedliche Erfahrungen, Sichtweisen, Vorstellungen und Erwartungen haben.
Eltern unterscheiden sich nicht nur in ihren Lebenslagen und -formen sondern auch in ihrem kulturell-ethnischen Hintergrund sowie in finanziellen Möglichkeiten etc. Daraus resultieren unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche an die Zusammenarbeit, die wiederum hohe Anforderungen an Fachkräfte stellen.
PädagogInnen haben die Aufgabe, die Zusammenarbeit mit Müttern und Vätern inhaltlich zu gestalten, ihre Ressourcen zu berücksichtigen und dabei eine professionelle, kultursensitive Haltung einzunehmen. Auch praxisbewährte Konzepte der Zusammenarbeit verlangen immer wieder eine kritische Überprüfung, denn die Bedürfnisse der jeweils neuen Elternschaft können sich ändern. Keine leichte Aufgabe!
Während meiner aktiven Zeit als Pädagogin waren manche Eltern überrascht, dass ich mich bei Gesprächen oder Elternabenden über Fragen der Bildung und Erziehung mit ihnen austauschen wollte. Sie sind davon ausgegangen, dass ihr Kind bei uns vor allem betreut wird und ich dafür die Expertin sei. Andere Eltern suchten den intensiven Kontakt mit uns Pädagoginnen, um möglichst viel Anteil am Leben ihres Kindes in der Einrichtung zu nehmen und auch mitzugestalten. Solch gegensätzliche Erwartungen können leicht zu Konflikten führen, wenn sie nicht transparent gemacht werden.
Keine Scheu vor Aushandlungsprozessen! Vor allem bei zugewanderten Familien mit ganz anderen kulturellen Normen als unseren westlichen gibt es häufig Anlass zu Missverständnissen. Nie jedoch dürfen das Ausmaß und die Form der Beteiligung am Gruppengeschehen zum Gradmesser für „gute Eltern“ werden oder gar dazu führen, dass jemand Nachteile zu befürchten hätte.
Dass die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten für das Wohlergehen und den Bildungserfolg von Kindern eine große Rolle spielt, bezweifelt heute niemand. Dennoch sollten wir realistisch bleiben: Gute Zusammenarbeit braucht vor allem Zeit (und die steht PädagogInnen nur begrenzt zur Verfügung!) und verläuft nicht immer harmonisch – etwa, wenn es zu Grenzüberschreitungen von Seiten der Eltern kommt.
Die engagierten Beiträge der vor Ihnen liegenden UNSERE KINDER-Ausgabe geben zu den vielen Facetten einer gelingenden Zusammenarbeit wertvolle Anregungen und möchten zur Diskussion im Team bzw. mit den Eltern anregen. Gleichzeitig aber wissen wir, dass es keine Patentrezepte gibt
Inhaltsverzeichnis
der Ausgabe 5/2018
Unser Thema
In Kooperation mit den Eltern - Das Konzept der Erziehungspartnerschaft kritisch betrachtet
4
Wie mach' ich's richtig? Persönliche Erfahrungen einer Pädagogin im praktischen Alltag
9
Eigene Grenzen wahren - Wenn Eltern unerwartet hereinplatzen
10
Unsere Praxis
Eine gemeinsame Sprache finden 12
Checkliste - Fit für die Kooperation?
17
Sprache schafft Beziehung - Interaktionsprozesse mit Eltern beeinflussen den kindlichen Spracherwerb
18
Elternarbeit - braucht die 5 'Bs'
20
Der Stärkenbaum - Eine erprobte Elterngesprächsidee
21
Unsere Lebenswelt
Duale Ausbildung in Schule und Kindergarten - Austausch in 'Beziehungsdreieck'
22
Praxis Spotlight
Draußen sein - Die Kindergartenbaustelle
25
Menschen im Porträt
Erene Botros - Interkulturelle Elternbegleiterin
26
Service
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